Unternehmensnachfolge in der Schweiz – Wie KMU erfolgreich die Nachfolge regeln

Die Unternehmensnachfolge ist ein zentrales Thema für KMU in der Schweiz: Im April 2023 waren mehr als 93.000 Schweizer KMU  auf der Suche nach einer geeigneten Unternehmensnachfolge. Eine nicht geregelte Übergabe kann schnell existenzielle Folgen haben – für den Betrieb, die Mitarbeitenden, die Kundschaft und nicht zuletzt die Inhaberschaft selbst.

Besonders in einem Umfeld, in dem der Fachkräftemangel und die Komplexität regulatorischer Anforderungen zunehmen, ist es entscheidend, die Nachfolgeplanung rechtzeitig und professionell anzugehen. Die Unternehmensnachfolge gilt als Königsdisziplin – sie erfordert ein Zusammenspiel verschiedenster Kompetenzen: Rechtliche, psychologische, personelle, steuerliche und finanzielle Aspekte müssen ebenso berücksichtigt werden wie emotionale Faktoren. Dieser Artikel zeigt, worauf es bei der Nachfolgeregelung ankommt und was KMU beachten sollten.

Warum eine frühzeitige Nachfolgeplanung entscheidend ist

Eine Unternehmensnachfolge ist kein Punkt auf der Agenda, den man kurzfristig abhaken kann – sie ist ein Prozess, der oft mehrere Jahre andauert. Nur wer frühzeitig beginnt, hat ausreichend Zeit für eine strukturierte Planung, sorgfältige Auswahl der Nachfolgeperson und die Sicherstellung einer nachhaltigen Übergabe. Ein zeitlicher Puffer gibt allen Beteiligten die Möglichkeit, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen. Nicht alle Faktoren liegen dabei in der Hand der aktuellen Inhaberschaft, etwa dann, wenn Kapitalgeber:innen eingebunden sind oder mehrere Interessent:innen für die Nachfolge infrage kommen. Zudem können notwendige Anpassungen in der Unternehmensstruktur oder der Bilanz zusätzlichen Zeitbedarf verursachen.

Eine gute Nachfolgeplanung ist nicht nur ein Zeichen von unternehmerischer Weitsicht, sondern schützt auch den Wert der Firma, gerade bei familieninternen Übergaben und Management-Buy-outs.

Insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen hängt der Erfolg oft stark von der Inhaberschaft selbst ab, da bei ihnen viele Fäden zusammenlaufen. Hier spricht man von stark personenbezogenen Unternehmen. Besonders in Dienstleistungsunternehmen, in denen Erfahrung und Vertrauen ausschlaggebend sind, wird das Gelingen einer Nachfolgeregelung massgeblich davon beeinflusst, ob Wissen und Kompetenzen erfolgreich an die Nachfolgerin oder den Nachfolger weitergegeben werden können.

In diesen Fällen ist die Fähigkeit, das Unternehmen fortzuführen, oft wichtiger für die Wahl der Nachfolgeperson als die finanziellen Vorstellungen der bisherigen Eigentümer:innen. Eine gemeinsame Einführungs- und Übergabephase ist daher nicht nur sinnvoll, sondern meist unverzichtbar – vorausgesetzt, Zeitplan und Persönlichkeiten der Beteiligten lassen dies zu.

Dabei stehen beide Seiten vor besonderen Herausforderungen: Die übergebende Generation muss bereit sein, neue Ideen zuzulassen, damit die Nachfolger:innen eigene Erfahrungen sammeln können. Gleichzeitig sind die Nachfolger:innen gefordert, mit den bestehenden Strukturen respektvoll umzugehen, solange sie noch nicht alleinige Eigentümer:innen sind und sich ein umfassendes Bild ihres künftigen Verantwortungsbereichs machen. Genau an diesem Balanceakt scheitern jedoch viele Nachfolgeprojekte.

Welche Möglichkeiten einer Nachfolge gibt es?

Unternehmen können auf ganz unterschiedliche Weise übergeben werden. Welche Lösung sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab, wie Branche, Grösse, Marktsituation, Unternehmensstruktur, familiäre Situation, Zielsetzung der Inhaberschaft und den Möglichkeiten der Nachfolger:innen. Eine gute Nachfolgelösung ist wie ein Massanzug.

1 | Familiäre Nachfolge

Im KMU-Umfeld ist die familieninterne Nachfolge mit Kindern oder Verwandten immer noch die Idealvorstellung. In der Praxis zeigt sich, dass diese Form die anspruchsvollste Lösung ist, da neben der geschäftlichen auch die private Ebene untrennbar mitschwingt. Die Verwandtschaft suggeriert Nähe und Vertrauen und trübt oft den objektiven Blick auf erforderliche Qualifikationen oder eigene Vorlieben. Die familiäre Vertrautheit kann Spannungen und Erwartungen erzeugen, die das Unternehmen oder den Erfolg gefährden können. Genau in diesen Konstellationen ist eine externe Moderation wichtig.

2 | Management Buy-out (MBO)

Der Kreis potenzieller Nachfolger:innen ist meist überschaubar und findet sich häufig im eigenen Unternehmen. Die Nutzung von internem Know-how gewährleistet Kontinuität und erspart die aufwendige Suche nach externen Käufer:innen. Gerade bei personenbezogenen Unternehmen kann eine interne Lösung zudem nach innen wie nach aussen Vertrauen und Stabilität schaffen. Ein Management Buy-out ist aber in aller Regel für die Verkäuferschaft nicht die lukrativste Lösung. Mitarbeitende verfügen in der Regel nicht über vergleichbare finanzielle Mittel wie externe Investor:innen, die zusätzlich Synergien aus einer Übernahme realisieren können.

3 | Management Buy-in (MBI)

Von einem Management-Buy-in spricht man, wenn – im Gegensatz zum Management-Buy-out (MBO) – die Investor:innen nicht aus dem Kreis der bestehenden Mitarbeitenden stammen, sondern mit dem Erwerb neu in das Unternehmen eintreten. Diese Form bietet sich insbesondere dann an, wenn die Inhaberschaft zuvor selbst die Geschäftsführung ausgeübt hat, was im KMU-Umfeld häufig der Fall ist.

Ein externer Unternehmer oder eine externe Unternehmerin kann wertvolle Impulse einbringen, gleichzeitig aber auch die bestehende Unternehmenskultur gefährden, wenn es an Fingerspitzengefühl mangelt. Ein umsichtiges Vorgehen ist daher entscheidend und zahlt sich durch die Bindung wichtiger Schlüsselpersonen aus. Das MBI kennt zahlreiche Ausprägungen, etwa dann, wenn die Nachfolgerin oder der Nachfolger bereits ein eigenes Unternehmen führt und durch die Investition ein neues Gebilde entsteht.

4 | Externer Verkauf an Dritte

Ein Verkauf an Dritte kann unterschiedliche Gründe haben. Er bietet sich insbesondere dann an, wenn keine interne oder familiäre Lösung möglich ist, die Verkäuferschaft auf einen hohen Verkaufserlös angewiesen sind, das Unternehmen vor grösseren Veränderungen steht oder die Zeit für eine langfristige Übergabe fehlt. Auch gescheiterte Nachfolgeversuche oder persönliche Schicksalsschläge können einen Drittverkauf erforderlich machen.

5 | Strategische Partnerschaft oder Fusion

Grössere Unternehmen oder Investor:innen übernehmen das KMU, um Synergien zu realisieren. Diese Form der Nachfolge findet man vor allem in wachsenden oder technologiegetriebenen Branchen. Sie bleibt zwar die Ausnahme, ist für die aktuelle Inhaberschaft jedoch meist die lukrativste Lösung, da die erwarteten Synergieeffekte einen höheren Verkaufspreis rechtfertigen.

Solche Transaktionen verlaufen in der Regel sehr professionell und nach einem standardisierten Ablauf. Entscheidend für den Erfolg ist es, die eigenen Stärken und Risiken genau zu kennen und überzeugend darzustellen. Wer den Prozess und die Mechanismen solcher Übernahmen versteht, kann sich gezielt vorbereiten und profitiert am Ende von besseren Verhandlungsergebnissen.

Die grössten Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge

Die Regelung der Unternehmensnachfolge ist komplex, sie berührt emotionale, finanzielle, rechtliche und strategische Aspekte zugleich. Gerade deshalb tauchen in der Praxis immer wieder Stolpersteine auf, die eine Übergabe erschweren können.

Emotionale Bindung der Inhaberschaft

Für viele Unternehmende ist die eigene Firma weit mehr als ein Arbeitsplatz, sie ist ein Lebenswerk. Die Unternehmensnachfolge bedeutet daher auch, dieses Lebenswerk loszulassen.  Eine bewusste Vorbereitung auf die Zeit danach ist wichtig, um nicht in ein Vakuum aus Zeit und Wertgefühl fallen.

Auch das soziale Umfeld verändert sich, denn Geschäftsfreund:innen sind in erster Linie „Freund:innen des Geschäfts“. Nicht selten führt dieser Umstand dazu, dass Unternehmer:innen Entscheidungen hinauszögern, die Nachfolge aufschieben oder sie gar blockieren – bewusst oder unbewusst. Genau hier beginnt die wohl wichtigste, zugleich aber auch herausforderndste Aufgabe der externen Projektleitung. Neben fachlicher Erfahrung braucht es vor allem Vertrauen und Einfühlungsvermögen, um Zugang zu den persönlichen Befindlichkeiten der Beteiligten zu finden und den Prozess erfolgreich zu gestalten.

Fehlende frühzeitige Planung

Zeitdruck ist ein schlechter Begleiter in Nachfolgeprojekten. Oft stehen dann nicht mehr alle Optionen zur Verfügung, oder man muss sich letztlich mit einer Lösung zufriedengeben, die für die Beteiligten nicht optimal ist. Umstrukturierungen mit steuerlichen Auswirkungen, Vermögensumschichtungen oder die Planung des Ruhestands können mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Die Erfahrung zeigt zudem, dass eine Nachfolge häufig mehrere Anläufe benötigt – sei es, weil die Finanzierung scheitert oder weil menschliche wie fachliche Qualitäten nicht ausreichen. Deshalb empfehlen wir, stets auch einen Plan B vorzubereiten. Dieser verschafft nicht nur Zeit, falls Plan A scheitert, sondern stärkt auch die Verhandlungsposition der Verkäuferschaft, da das Bewusstsein für Alternativen gegeben ist. Nur wer frühzeitig mit der Nachfolgeplanung beginnt, hat die Möglichkeit, Optionen sorgfältig zu prüfen, potenzielle Nachfolger:innen aufzubauen und steuerliche Vorteile optimal zu nutzen.

Steuerliche und rechtliche Komplexität

Steuerliche, finanzielle und rechtliche Themen stellen den sogenannte Fleissteil der Unternehmensnachfolge dar. Sie folgen rationalen Argumenten und Gegebenheiten und gehören deshalb zum Rüstzeug in der Nachfolgeberatung. Nicht selten sind bei der Verhandlungslösung auch kreative Ansätze hilfreich, bzw. das sogenannte „Out-of-the-box-Denken“. Hierbei ist die Erfahrung der Treuhandperson Grundlage für eine passende Lösung – oder eben den „Massanzug“. Eine erfahrene Treuhandperson sichert die Nachfolge ab und verhindert spätere Streitigkeiten oder steuerliche Überraschungen.

Finanzierung für Nachfolger

Viele KMU-Nachfolger:innen verfügen nicht über die Mittel für eine vollständige Kaufpreiszahlung. Alternativen wie Ratenzahlungen, Earn-out-Modelle oder Mischformen mit Beteiligungen schaffen Spielraum, erfordern aber rechtssichere Verträge. Im KMU-Umfeld ist die Finanzierung selten alleinige Sache der Käuferschaft. Sind Fremdkapitalgeber:innen im Spiel, braucht es Finanzzahlen und Businesspläne, die selten in geeigneter Form zur Verfügung stehen. In der Evaluationsphase ist somit die Verkäuferschaft gefordert, zumindest die Grundlagen für diese Planrechnungen zu liefern.

Know-how-Transfer

Mit der Aktien- und Schlüsselübergabe sind die wenigsten Nachfolgeprojekte abgeschlossen und das ist in der Regel in beiderseitigem Interesse. Ein Unternehmen lebt von Beziehungen, Wissen und Kultur. Der schrittweise Know-how-Transfer über Monate hinweg ist unerlässlich für eine gelungene Nachfolge. Idealerweise begleiten die Altinhaber:innen diesen Prozess aktiv, ohne sich dabei zu lange einzumischen. Die Zeit der Nachfolger:innen zur Einarbeitung kann und soll die Verkäuferschaft nutzen, um sich auf das Leben nach dem Unternehmertum vorzubereiten.

Unsere eigene Nachfolge – 2. Generation der Heimatt Gruppe

Was Inhaber Stefan Heini jahrelang für andere plante, setzten er und seine Frau Monika Mattmann 2024 für ihr eigenes Unternehmen um: Die Nachfolge der Heimatt Gruppe. Mit Irène Furrer, Silvan Lattion und Mario Heini, Sohn von Stefan, konnte ein starkes Führungsteam aufgebaut werden, das Unternehmenswerte teilt und die Heimatt Gruppe mit Weitblick weiterführt. Die Übergabe erfolgt schrittweise bis Anfang 2027.

Die fünf Phasen einer gelungenen Nachfolge

Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge lässt sich systematisch in fünf Schritte gliedern, die jedoch oft ineinander übergehen:

Nachfolgesituation analysieren

Wer soll übernehmen? Welche Optionen stehen offen – intern, extern, familiär? Was sind die Ziele der Eigentümerschaft?

Vorbereitung des Unternehmens

Rechtliche, finanzielle und organisatorische Strukturen müssen überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Nachfolger:innen finden und auswählen

Die Auswahl eines geeigneten Nachfolgers oder einer geeigneten Nachfolgerin ist oft der kritischste Punkt – Kompetenz, Motivation und Persönlichkeit müssen stimmen.

Übergabe und Umsetzung

Dazu gehören Vertragsgestaltung, Kaufpreisverhandlungen, Kommunikation mit Stakeholdern, Finanzierung und Fahrplan. Die neue Inhaberschaft übernimmt zunehmend operative Verantwortung – begleitet von der Altinhaberschaft, Mitarbeitenden und externen Berater:innen.

Finale Integration

Der Altinhaberschaft zieht sich nach und nach zurück.

Tipps für eine erfolgreiche Nachfolge

  • Frühzeitig starten: Idealerweise 5–10 Jahre im Voraus.
  • Professionelle Begleitung einholen: Treuhandunternehmen, Jurist:innen und Nachfolge-Coaches bringen Perspektive und Erfahrung ein.
  • Klar kommunizieren: Intern und extern – denn Unsicherheit kann Vertrauen reduzieren.
  • Kultur und Werte sichern: Eine gute Nachfolge bewahrt nicht nur Zahlen, sondern auch das Herz des Unternehmens.
  • Einen Plan B erarbeiten: Nicht immer funktioniert jene Lösung, die auf den ersten Blick eindeutig scheint. Offene Optionen – etwa ein externer Verkauf – erhöhen die Flexibilität.
  • Schnellschüsse vermeiden: Wer unter Druck verkauft, macht Fehler und verschenkt häufig Potenzial und Geld.

In Kürze

Die Unternehmensnachfolge ist weit mehr als ein formaler Akt. Sie ist ein strategischer, emotionaler und rechtlicher Prozess, der gut begleitet werden muss. Ob Sie Ihre Firma verkaufen, eine Firma kaufen, eine Nachfolge suchen oder selbst Unternehmer:in werden wollen – frühzeitige Planung und professionelle Unterstützung machen den Unterschied.

Wir von der Heimatt Gruppe stehen Unternehmer:innen als erfahrene Partner zur Seite – diskret, engagiert und auf Augenhöhe. Nebst zahlreichen erfolgreich abgeschlossenen Nachfolgeprojekten, können wir aus den eigenen Projekten beide Seiten sehr gut repräsentieren.

Stefan Heini

Stefan Heini hat als Unternehmensberater und Treuhänder bereits zahlreiche Unternehmen erfolgreich bei der Unternehmensnachfolge begleitet. Zuletzt hat er mit der Heimatt Gruppe sein eigenes Unternehmen teilweise familienintern an die nächste Generation übergeben.

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